Jablenica & Mostar
Jablanica & Mostar sind nur zwei Orte von den vielen, die ich dieses Jahr gesehen habe.
Doch möchte ich heute mit den beiden Orten anfangen.
Zwei Worte, die ich mit beiden Orten verbinde:
Magie & Geschichten
Die Geschichte Jugoslawiens ist spannend. Sogar sehr spannend. Anders als ich es in Deutschland erlebt habe, erlebe ich immer wieder, dass die Menschen im ehemaligen Jugoslawien, gerne ihre gesamte Erstehungsgeschichte bis hin zu allem Erdenklichen am Tisch besprechen und austauschen. Und ihre Geschichte ist lang, umfangreich, wunderschön und grausam.
(So wie wahrscheinlich jeder geschichtliche Rückblick eines Landes ...).
Auch wenn die Erzählenden diese Zeit nicht (zumindest die osmanische Zeit.) mit erlebt haben, so ist die Art wie sie von ihrer Geschichte erzählen sehr lebendig. Es mag wahrscheinlich daran liegen, dass sie ihre Heimatsgeschichte so lange in der Schulzeit lernen mussten, sodass ihnen gar keine Möglichkeit gegeben wurde, diese in ihrem Leben jemals zu vergessen.
(Ich habe schon oft Leute sagen hören, dass der Geschichtsunterricht dort SEHR detailliert war ...)
Praktisch gesehen haben mich kleine Erzählungen der jugoslawischen Geschichte durch mein Leben begleitet. Unbewusst. Doch eine bewusste Auseinandersetzung folgte erst vor c.a 4 Jahren im Schauspielhaus (während einer Hospitanz).
Bei dem Theaterstück handelte es sich um eine Gastaufführung aus Serbien.
Der Theater Regisseur Nikita M. hatte die Vision, Die Brücke über die Drina von Ivo Andric in Düsseldorf vorzustellen. Quasi das literarische Herz der jugoslawischen Geschichte.
In Deutschland.
Einem Ort, an dem er trotz Mehrer tausend Kilometer Entfernung, seiner Heimat sehr nahe war.
Es begeisterte ihn, dass die ersten Bekanntschaften auf deutschem Boden
( Im Taxi, im Schauspielhaus, auf der Straße), ehemalige Jugoslawen waren.
Mazedonier, Bosnier, Kroaten, Slowenen...Er war begeistert.
Als ich ihm dann im Schauspielhaus an einem Tag (ich musste Mut sammeln...Davor sprach ich mit ihm kein Wort), auf serbo-kratisch ansprach, strahlte er auf. "Das kann nicht sein. Du auch?" Fragte er und begrüßte mich lachend.
"Ja. Ich auch."
...Um nicht vollends abzuschweifen ... In meiner Familie ist es üblich
(ich meine hiermit nicht zwangsläufig meine Eltern. Die jedoch nicht ausgeschlossen),
mir immer wieder von der Geschichte des Balkans zu erzählen. Nicht ständig, aber ich komme sehr gerne auf dieses Thema zurück. Als wir uns im Schauspielhaus mit dem Buch von Ivo Andric beschäftigten, erkannte ich einen sofortigen Herzensbezug zur Mehmed-Paša-Sokolović-Brücke in Visegrad.
(Ich kann mir bis heute nicht erklären, wieso es grade DIE Brücke ist ... Ich konnte es keinem erklären, so mancher hat es aber in einem Herz-zu-Herz Austausch, der nur aus ein paar zerpflückten Worten und Blicken bestand, verstanden.)
Ich schaute mir in dieser Zeit viele Dokumentationen an, las mir dies bezüglich einiges an Literatur durch. Ich wollte mehr über diese Brücke erfahren.
Die Drina, der Fluss über der sie erbaut wurde, galt/gilt als einer der blutigsten Flüsse Europas.
Doch abgesehen von all den Blutbädern, die auch in Ivo Andrics Buch Erwähnung finden, gibt es noch viele weitere Geschichten, der Hoffnung, der Sehnsucht und der Liebe.
(Meine lieblings Geschichten handelt von Corkan...)
Ich habe das Gefühl, dass diese Brücke mich innerlich ausfüllen könnte. In meinem Herzen spüre ich einen derart starken Bezug zu dieser Brücke, dass ich das Gefühl habe, mich selber an dieser Stelle antreffen zu können. Es klingt verrückt. Aber so sehr zieht und reizt mich dieser.
(Es gibt noch einen weiteren Ort, dem ich diesen Gedanken zuschreiben könnte und das wäre der Baikalsee....)
Mostar
Ähnlich wie die Brücke in Visegrad, ergeht es mir, wenn ich an die Brücke in Mostar denke:
Den Orient einmal anzutreffen, in Form eines Denkmals.
Es ist eine faszinierende Brücke. Wenn auch an ihre Geschichte nicht unbefleckter ist, als die von der Brücke davor, so wirkt sie auf mich trotzalledem rein. Rein und beruhigend.
Mostar ist ein ganz anderes Bild Bosniens, als ich es für gewöhnlich wahrgenommen hatte:
Allein die Bauten (sehr orientalisch) unterscheiden sich so ziemlich zu dem vielen, mir bekannten Plattenbau & Häuserbau, die sonst in sämtlichen Städten Bosniens vorzufinden sind.
Ich möchte noch einmal kurz erwähnen, dass ich ein Kind der Berge bin. Ich liebe Berge.
Ich liebe es mit dem Gedanken zu spielen, eines Tages ein Häuschen auf einem Berg zu haben und aus dem Fenster die Ferne betrachten zu können. Die Fahrt durch Bosnien hat mir wiederholt gezeigt, über was für wunderschöne Landschaften dieser Ort besitzt.
Inmitten dieser Berge, irgendwo weit weg an dem Fluss Neretva, liegt Mostar, in seiner ganzen Pracht und strahlt eine derart faszinierende Magie aus, die ich in Worte zu fassen nicht fähig bin.
Nur wer ein Mal an dieser Brücke gestanden & diesen Ort mit all seinen Schönheiten und Besonderheiten aufgesaugt hat, weiß sicherlich, wovon ich spreche. Mostar ist fantastisch. Fabelhaft. Märchenhaft ... Wir werden uns eines Tages wiedersehen.
Jablanica
Ist eher (so habe ich es empfunden) kahl ... Allerdings befindet sich dort das Partisanen Museum.
In Jablanica ist eine Brücke vorzufinden, die zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges von den Partisanen abgerissen wurde, damit deutsche Truppen nicht auf ihre Seite gelangen konnten (territorial).
Fall Weiß nannte sich der strategische Plan der Deutschen, um zusammen mit den Achsenmächten die jugoslawischen Partisanen anzugreifen. Um eine befürchtete Invasion der Alliierten auf jugoslawischem Boden zu vermeiden, sollten alle Partizanen vernichtet werden, inklusive der kommunistischen Partei Jugoslawiens.
Auf westlichen Seite der Neretva befanden sich die Parisanen. Gegenüberliegend von ihnen (auf der östlichen Seite der Neretva) befanden sich die Cetniks.
Die zwei Seiten waren durch eine Eisenbahnbrücke miteinander verbunden.
In einer Nacht und Nebelaktion, die von dem damaligen Marshall Tito geplant wurde, wurde diese gesprengt. Somit gingen die Deutschen Truppen davon aus, dass der einzige Fluchtweg der Partisanen (der über die Brücke führte), nun durch einen Marsch in Richtung Norden ersetzt werden sollte. Allerdings bestand Marshall Titos Plan darin, ein Täuschungsmanöver zu starten. Und dies gelang ihm.
Die Gegner wurden getäuscht. Während die deutschen Truppen davon ausgingen, dass die Partisanen sich einen Weg durch den Norden entlang bahnen würden, um zu flüchten, begaben diese sich auf den angeblichen Fluchtweg der Partisanen. Die Partisanen nutzten den erfolgreichen Täuschungsversuch, "reparierten" die Brücke und gelangten somit auf die Gegenseite, dort wo sich die Cetniks befanden. Diese wurden von den Pionieren der Partisanen eingekesselt und 'ausgeschaltet'.
Wie es so sein soll (... und um diese Geschichtsstunde mal zu beenden ...) retteten die Partisanen den Großteil ihrer gefangen genommenen Soldaten an das Ostufer der Neretva. Von dort aus wurden sie dann auf das westliche Ufer der Neretva gebracht.
(Natürlich verlief das unter dem Bombardement der deutschen Luftwaffe...)
...Und ihr fragt euch jetzt bestimmt, warum mir SO ein Ort gefällt & warum man sich SO einen Ort anschauen muss... Es geht weiter.
Nachdem die Rettung der Partisanen beendet wurde, wurde die Brücke wieder 'zerstört'. Diese Brücke befindet sich immer noch dort, wo sie einst stand. Ein Teil
der Brücke treibt heute in der schönen Neretva & es ist wirklich ein ganz interessanter Anblick. Vom Museum aus muss man den Berg hinunter laufen, um zur Brücke zu gelangen.
Heute existiert dort natürlich ein Weg.
Den gab es damals, als die Rettungsaktion stattfand, nicht. Sobald man unten steht (siehe Foto) kann man die zerstörte Brücke bewundern.
Nachdem genug bewundert wurde, steht einem natürlich noch offen, das nahegelegene Museum zu besuchen.
Der Eintritt kostet fast garnichts. Je nachdem wie viel Geld du hinterlässt, bieten dir die Mitarbeiter einen Rundgang an oder geben dir die Möglichkeit ALLES, was sich im Museum befindet, zu fotografieren.
Nebenbei kann man sich auch einige Aufnahmen zeigen lassen, von einer Rede, die Tito einst in Jablanica gehalten hat, um der gefallenen Partisanen zu gedenken.
(und zwar auf dem Platz vor dem Museum... Ich musste mir den Kram natürlich ansehen. Ich bin immer so neugierig ...).
Der Besuch dort hin hatte sich gelohnt. Es war zwar ziemlich heiß, doch das kleine Museum war gut klimatisiert. Ich stöber gerne in alten Dokumenten rum, zwischen alten Aufnahmen, alten Zeichnungen. Es wurden Puppen aufgestellt, die bestimmte Szenen dieser Kriegszeit nachstellten
oder auch nur die Lebensumstände (Hütenbau, Leben zu dieser Zeit und vorher...)
sodass die ganze Geschichte, die sich in diesen paar Räumen befand, an einem vorbeizog, wie ein Film, der sich in der eigenen Fantasie eröffnete.
Solche Momente sind für mich unbezahlbar.
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